Ich habe mir Anfang Juli eine Woche Auszeit auf einer kleinen dänischen Insel gegönnt. Mein Plan war, endlich mal einen Urlaub zu machen, ohne arbeiten zu müssen.

Das ist mir in meinen fünf Jahren Selbständigkeit noch nie gelungen. Urlaub war immer nur „arbeiten an einem anderen Ort“.

Das hat bei mir die Frage aufgeworfen: ist es für einen Freelancer wirklich notwendig, immer, heißt auch im Urlaub, für die Kunden verfügbar zu sein? Haben Selbständige das Recht verwirkt, ungestört Urlaub zu machen? Gleiches gilt übrigens auch für die täglichen Arbeitszeiten – gilt „9 to 5“ nur für Angestellte?

Eine weitere Frage, die ich mir stelle: wie sehen meine Kunden das? Viele von ihnen sind in einer ähnlichen Situation – Selbständige und Freelancer oder kleine Unternehmen.

Wie gehen sie mit Arbeits- und Urlaubszeiten um?

Dann bin ich bei LinkedIn auf einen Beitrag von Katja Evertz gestoßen , die genau dieses Problem beschreibt.

Ihren Ansatz finde ich richtig gut. Es ist für jeden, egal ob Freelancer, Selbständige oder Angestellte, richtig und wichtig, dass Freizeit und Arbeitszeiten getrennt werden. Oder wie sie schreibt: „Ich bin ein großer Fan davon, klare Grenzen zu ziehen. Feierabend ist Feierabend. Wochenende ist Wochenende. Krank ist krank.“ Ich würde das um „Urlaub ist Urlaub“ ergänzen, denn es ist wichtig, auch einmal Abstand zu bekommen – von der Arbeit, der ständigen Fremdsteuerung durch die Kunden und dem Gefühl, zur Verfügung stehen zu müssen.

Natürlich will (und muss??) ich auch in der Freizeit und im Urlaub auf dem Laufenden bleiben. Aber ich habe es in diesen Zeiten in der Hand, ob, wann und wieviel ich machen will (oder muss). Ich bin kein Freund von automatisierten Abwesenheitsnotizen, die viele in der Urlaubszeit aktivieren. Allerdings behalte ich mir vor, selbst zu entscheiden, ob oder wann ich zum Beispiel auf E-Mails antworte oder Anrufe entgegennehme.

Hinweis in der E-Mail

Die Idee, die E-Mail mit einem Hinweis zu ergänzen, der verdeutlicht, dass meine Arbeitszeit nicht unbedingt die des E-Mail-Empfängers ist und ich keine sofortige Reaktion von ihm erwarte, finde ich grandios. Das werde ich auf jeden Fall umsetzen – danke an Katja Evertz und Anne Beutel für den Hinweis.

Und übrigens: ich habe tatsächlich eine Woche Urlaub gemacht, ihn sehr genossen und nach 5 Jahren endlich mal den Abstand von meiner Arbeit bekommen, den ich mir all die Jahre vorher immer gewünscht habe. Und oh Wunder – keiner meiner Kunden hat mir das übelgenommen.